Mädchen läuft über eine Wiese

Wächst von ganz allein

Bild: Unsplash / Kelly Sikkema

Erntedank

Vom Wunder des Wachsens

Der Mensch kann pflanzen und säen – aber was dann passiert entzieht sich unserem Einfluss. An Erntedank feiern wir das Wunder des Wachsens und genießen den Segen eines gedeckten Tisches.

Das erste Mal seit der Mensch sesshaft geworden ist, lebten im Jahr 2008 mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Mitte des Jahrhunderts werden es Hochrechnungen zufolge bereits 70% der Menschheit sein. Das Leben auf dem Land scheint ein kulturelles Auslaufmodell zu sein – mit ihm geraten Kulturtechniken in Vergessenheit, die den Menschen bereits seit Jahrtausenden begleiten. Wer weiß heute noch mit einem Begriff wie der „Fruchtfolge“ etwas anzufangen, geschweige denn wüsste, wie die Sieben-Felder-Wirtschaft funktioniert? Wer kann noch an Wolkenformationen erkennen, wie das Wetter wird?

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Das Erntedankfest ist kein Kirchenfest im engeren Sinne, im Kirchenjahr ist es nicht so fest verankert wie Weihnachten oder Ostern. Seine Wichtigkeit ist aber ebenso unbestritten wie seine Beliebtheit. Denn an Erntedank erinnern wir uns an die Grundlage unserer Existenz. Wir staunen über den reich gedeckten Altar und die Schönheit der reifen Früchte. Aber wir erinnern uns auch an das Wunder des Wachsens. Wer diesen Prozess einmal von der Aussaat über das Austreiben bis zur Erntereife verfolgt hat, der kann die tiefe Symbolik darin nachvollziehen: Wir Menschen können aussäen und gießen, aber das Wunder des Wachstums vollzieht sich ohne unser Zutun.

Auch in den Städten zeugen kleine offene Gärtchen auf Verkehrsinseln, angelegt als Allgemeingut, reiche Balkongärten oder ganze Gartenkolonien von einer neuen Lust am Wachsen. Dieser Sehnsucht sollten wir wieder mehr Raum geben denn sie erinnert uns daran, dass Wachsen und Gedeihen ein göttliches Prinzip sind.

16.04.2014
Kerygma