Der Tod als Trennung auf Zeit
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Ewigkeitssonntag
Trennung auf Zeit
Der Tod ist eine Universalie des Lebens. So drückte es der große Soziologe Niklas Luhmann in der lakonischen Sprache eines Forschers aus. Das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit verbindet Menschen über die Grenzen von Kulturen und Zeitalter hinweg. Der Wunsch, dieser Endlichkeit etwas Bleibendes entgegenzusetzen führte zu bedeutenden Kulturdenkmälern wie den Pyramiden oder dem Taj Mahal, er inspirierte die Philosophie ebenso wie die Kunst und die Musik.
Heute leben wir in einer Gesellschaft, in deren öffentlichen Leben der Tod so gut wie gar nicht vorkommt. Das Sterben findet in Krankenhäusern oder vielleicht auch Hospizen und im privaten Raum statt. Das öffentliche Zurschaustellen des Verstorbenen/der Verstorbenen, wie es etwa im Nahen Osten der Brauch ist, kennen wir ebenso wenig wie eine öffentliche Trauerkultur. Der Ewigkeitssonntag möchte der Trauer einen Platz in unserer Gesellschaft geben und bietet der gemeinsamen Trauer einen Rahmen. Die Menschen besuchen an diesem Tag die Gräber ihrer Lieben und gedenken im Gottesdienst derer, die im vergangenen Jahr verstorben sind. Als stille Zeichen werden Kerzen entzündet, am Abend ist findet sich auf dem Altar oft ein Meer aus Lichtern. In manchen Gemeinden werden die Kerzen nach der Liturgie mit nach Hause genommen, manchmal bleiben sie auch da, als ein Zeichen der Trennung.
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Mit dem Abschied verbindet sich jedoch auch ein Blick in die Zukunft. Im christlichen Verständnis ist der Tod keine endgültige Trennung, in ihm kommt auch die Aussicht auf ein ewiges Leben zum Tragen. Das zeigt auch die Stellung, die der Ewigkeitssonntags im rhythmischen Ganzen des Kirchenjahres innehat: Während ein Zyklus endet, kündigt sich bereits das Hochfest eines Neuanfangs an. Die Erinnerung an die Verstorbenen verbindet sich im Ewigkeitssonntag mit der Hoffnung der Lebenden.
01.07.2014
Kerygma