Susanne Breit-Keßler

"Du bist schön!": Die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler unterstützt die diesjährige EKD-Fastenaktion erneut als Kuratorin.

Bild: (c) ELKB / Poep

Breit-Keßler zu "7 Wochen ohne" 2015

"Menschen in ihrer Individualität bestärken"

"Du bist schön" heißt die diesjährige EKD-Fastenaktion "7 Wochen ohne". Kuratorin und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler erklärt im Interview, worum es genau geht - und warum es sich lohnt, sich der Herausforderung des gesunden Verzichts erneut zu stellen...

Frau Regionalbischöfin Breit-Keßler, das Motto der diesjährigen Aktion „7 Wochen ohne“ heißt „Du bist schön“. Ihrer persönlichen Ansicht nach: wann ist ein Mensch schön? Was macht einen Menschen schön?
Susanne Breit-Keßler: "Ein Mensch ist schön, wenn er mit sich selbst übereinstimmt, seine Stärken und Schwächen kennt - und ein Herz für andere hat. Eine solche Persönlichkeit, die sich und andere annehmen und auch mal richtig über sich lachen kann, die hat immer attraktive Ausstrahlung."

Wie kommen die Initiatoren von „7 Wochen ohne“ eigentlich immer auf die Themen der jährlichen Fastenaktionen?
Breit-Keßler: "Wir sind im Kuratorium einen halben Tag beieinander und diskutieren alle Ideen, die bei dem Mitgliedern im Lauf des Jahres aufgetaucht sind."

Fastenkalender 2015,© (c) Hansisches Druck- und Verlagshaus GmbH / Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik

Radiobeitrag zum Reinhören: "7 Wochen ohne": Du bist schön! 7 Wochen ohne Runtermachen"

Audio zur EKD-Fastenaktion 2015

Wie sind die Initiatoren von „7 Wochen ohne“ auf das diesjährige Thema „Du bist schön“ gekommen?
Breit-Keßler: "Wir finden es höchste Zeit, dem allgemeinen Selbstvervollkommungsdruck und Perfektionszwang unser christliches Menschenbild entgegen zu halten - um Jugendlichen, Männern und Frauen in ihrer Individualität zu bestärken und zur Gott gegebenen Freiheit zu ermutigen."

Die Fastenaktion 2015 richtet sich gegen das „Runtermachen“: weder soll man sich selbst vor dem Spiegel „Runtermachen“, noch soll man andere Menschen herabwürdigen. Speziell bei vielen Frauen passiert dieses „Runtermachen“ aber (leider) ganz automatisch, wenn sie sich vor dem Spiegel drehen: so schnell kann frau oft gar nicht dagegenhalten, da kommt auch schon ein abwertender Gedanke zu ihrer Figur wie ein Pilz aus dem Boden geschossen und hat ein dazugehöriges negatives Gefühl ausgelöst. Wie kann man es denn in 7 Wochen lernen, gegen solch einen selbstzerstörerischen Automatismus, der sich über Jahre eingeschliffen hat, gegenzuhalten?
Breit-Keßler: "Lernen Sie als erstes das Psalmwort auswendig: "Herr, ich danke Dir, dass ich wunderbar gemacht bin!" Kleben Sie sich diesen Satz an jeden Spiegel der Wohnung - und schauen Sie sich jeden Morgen liebevoll an. Hören Sie auf die Komplimente, die Ihnen Partner und Freundinnen machen - sie sind ernst gemeint. Vor allem richtige Männer wollen keine ,Hungerhaken' oder zugeschminkte Frauen - sondern jemanden aus Fleisch und Blut, mit Herz und Hirn. Leben Sie - Tagliatelle mit Sahnesauce schmecken einfach besser als ,ein paar Blätter Salat ohne Öl, nur mit ein paar Tropfen Zitrone'. Werfen Sie Modezeitungen ins Altpapier und lesen Sie keine Anti-Aging-Reklame! Sie sind Gottes geliebte Tochter so, wie Sie sind - mit Falten, Pfunden und Plattfüßen. Und Männer brauchen keinen Waschbrett-, sondern einen Waschbärbauch, an den frau sich anlehnen kann."

Sie setzen sich seit Jahren als Kuratorin der Fastenaktion ein. Warum ist Verzicht aus Ihrer Sicht gut für die Seele?
Breit-Keßler: "Wer verzichten kann, ist Herr oder Frau des eigenen Lebens - bleibt nicht eigenen Süchten oder Abhängigkeiten hilflos ausgeliefert. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Askese, Verzicht klärt darüber hinaus den Verstand, macht die Seele weit und damit offen für Gott und Mensch."

Fällt es Ihnen generell schwer, auf etwas zu verzichten?
Breit-Keßler: "Wenn ich mir etwas vornehme, halte ich es auch durch. Genau das tut unendlich gut: Zu merken, ich kann das! Ich kann meinen inneren Schweinehund überwinden, meine diversen unauffälligen Abhängigkeiten. Es tut so gut zu spüren: Ich bin stark - ich kann mich aus freien Stücken selber überwinden. Ich falle nicht ständig auf mich selber herein, sondern ich habe, Gott sei's gedankt, seelische Kraft zur Veränderung."

Abgesehen von der Fastenaktion: Gibt es noch etwas, worauf Sie persönlich, Frau Breit-Keßler, während der Passionszeit verzichten, ein „ungesundes Laster“ - Schokolade??
Breit-Keßler: "Nein - ich führe gemeinhin ein gesundheitsorientiertes Leben. Aber jetzt, wo Sie es sagen: Vielleicht sollte ich weniger lange aufbleiben und öfter mal früher ins Bett gehen..."

12.02.2015
Interview: Almut Steinecke