Bersteiger zwischen zwei Bergen

Keine Spaltung, spndenr ERneuerung hatte Luther für die Kirchen im Sinn, als er die Reformation anstrebte

Bild: Unsplash / Tommy Lisbin

Reformationsfest

Alles beim Neuen

Wer etwas verändern möchte, braucht einen klaren Standpunkt. Am Reformationsfest feiern wir den Kirchenreformator Martin Luther als einen Menschen mit einer starken inneren Haltung.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der es selbstverständlich ist, öffentlich seine Meinung zu äußern. Davon zeugen zumindest 30 Milliarden Facebook-Einträge im Monat und 400 Millionen Tweets, die allein weltweit täglich versendet werden. Angesichts dieser Veröffentlichtungsflut ist es schwer vorstellbar, dass der Inhalt eines einzigen Plakates genügte, um eine weltweite Kirchenbewegung auszulösen. Auch Luther selbst, der im Jahr 1517 mit seinen Thesen an die Öffentlichkeit geht, mag die Sprengkraft seines Thesenblatts höchstens geahnt haben. Gehör verschaffen wollte er sich aber in jedem Fall, denn auch in den folgenden Jahren suchte er immer nach dem breitesten Weg in die deutsche Öffentlichkeit: Er verfasste eine Bibel, die der Alltagssprache seiner Mitmenschen entgegen kam und demokratisierte damit den Zugang zum Glauben. Und er setzte als einer der Ersten konsequent auf die neuen Medien – damals den Buchdruck mit beweglichen Lettern.

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Wir haben es heute leichter als Luther, unseren Standpunkt kundzutun. Die Wege in die Öffentlichkeit sind im digitalen Zeitalter breiter als es an der Schwelle zur Gutenberg-Galaxis der Fall war. Letztendlich kann sich jeder oder jede, der oder die über einen Computer mit Internetanschluss verfügt, weltweit Gehör verschaffen. Aber in einer Gesellschaft mit zahllosen Möglichkeiten ist es auch schwieriger geworden, seinen Standpunkt zu finden. Mit der Freiheit, die eigenen Lebensweichen selbst zu stellen, kommt die Verantwortung, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Mit der Explosion der Möglichkeiten kommt die Erkenntnis, dass man in dem Moment, wo man sich für eine einzelne entscheidet, zahllose andere Möglichkeiten aufgibt.

Auch vor diesem Hintergrund lohnt sich die Auseinandersetzung mit dem großen Reformator. Luthers Leben zeigt, dass die Suche nach dem eigenen Standpunkt lange dauern kann und mit vielen Umwegen verbunden ist. Dass es sehr viel Lebensenergie kostet, diesen Standpunkt zu beziehen und konsequent nach ihm zu handeln. Sie zeigt aber auch, dass es Menschen mit einer inneren Haltung sind, die Weltgeschichte schreiben. Und das gilt im Großen ebenso wie im Kleinen.

01.07.2014
Kerygma